Karlshof gehört zu den jüngsten Dörfern der Stadtgemeinde Westerstede. Die Geschichte dieses Dorfes ist fest verbunden mit der Geschichte des „Fintlandmoores“, dem Torfabbau und der Geschichte des „Moorgutes Karlshof“.
Das Fintlandsmoor entstand über Jahrtausende in einer tiefen Bodenmulde, deren Ränder durch hohe Sandrücken gebildet wurden, so dass das Wasser nicht abfließen konnte. Das bis zu 3,5 m starke Hochmoor konnte sich bis zum Jahre 1877 ungestört entwickeln, d.h. bis zum Beginn der ersten größeren Entwässerungs-, Abtorfung- und Kultivierungsmaßnahmen. Das Moor hatte eine Gesamtfläche von etwa 3000 ha und bildete eine Barriere im Grenzbereich der vier Ammerländer Gemeinden Edewecht, Zwischenahn, Westerstede und Apen. Im Jahre 1877 kauften zwei Ingenieure, die einen Torfbagger konstruiert hatten, 110 ha Moorflächen vom Großherzoglich-Oldenburgischen Staatsministerium. Der gewonnene und getrocknete Torf wurde hauptsächlich von der Oldenburgischen Staatseisenbahn abgenommen. Der Torf wurde mit Hilfe einer Feldbahn, deren Loren von Pferden gezogen wurden und deshalb „Pferdebahn“ genannt wurde, vom Fintlandsmoor zum Bahnhof Ocholt befördert. Später wurden auch andere Güter und Materialien mit dieser Bahn befördert, sogar Erwachsene und Schulkinder fuhren mit der „Pferdebahn“.
Im Jahre 1884 wurde das „Torfwerk Ocholt“ an den Bremer Kaufmann Carl Vellguth verkauft. Zunächst setzte Carl Vellguth den Torfabbau noch fort. Als der Torfabbau sich nicht mehr lohnte, setzte er sich für die Gründung eines Moorgutes ein. Durch umfangreiche Kultivierungsarbeiten vergrößerte er den Besitz von 34 ha auf 57 ha. Wegen Schulden und hoher Zinslasten kam es 1897 zum Konkurs. Der Idealist Carl Vellgut hatte bei der Bevölkerung und den Gutsarbeitern stets große Wertschätzung erfahren. Sein Scheitern wurde sehr bedauert. Nach im wurde auch das Moorgut „Carlshof“ – später „Karlshof“ – genannt. Das Moorgut wurde zunächst vom Siedlungsamt erworben. 1898 wurde es dann an den Industriellen Jean Balthazar verkauft. Er errichtete im Jahre 1900 neue Gebäude und vergrößerte den Besitz durch Zukäufe auf 418 ha.
Im Jahre 1930 bot Balthazar das Gut dem Siedlungsamt zum Kauf an. 1932 kaufte das Siedlungsamt die Ländereien, weil zahlreiche Anträge auf Zuweisung von Siedlungsstellen vorlagen.
Das Torfwerk Strenge in Ocholt pachtete größere Flächen, um sie abzutorfen.
Die Entwässerungs- und Umkuhlungsarbeiten wurden ab 1932 vom freiwilligen Arbeitsdienst übernommen. 30 Freiwillige wurden im Gutshof untergebracht. Ab 1933 übernahm der Reichsarbeitsdienst mit der Abteilung 1/190 „Graf Anton Günther“ die Arbeiten im Moor, geführt von dem Oberfeldmeister Hofer. Das Lager war durchschnittlich mit 220 Mann belegt.
Dem Arbeitsdienst ist es zu verdanken, dass der Boden ertragfähig wurde. Unter dem Moor befand sich der wasserundurchlässige „Urboden“ oder „Ortstein“. Erst durch „Kuhlen“, d.h. Tiefgraben oder Tiefpflügen, konnte der Ortstein durchbrochen werden. Vom Arbeitsdienst wurden in 5 Jahren 75 ha gekuhlt. Außerdem wurden kilometerweise Entwässerungsgräben ausgehoben. Es gab noch keine Straße, aber alle drei Hauptwege wurden gründlich hergestellt: Der Torf wurde abgegraben und die Wege wurden gekuhlt, so dass sie trocken und fest wurden.
Von den 319 ha, die 1933 an die Siedler vergeben wurden, waren 139 ha unkultiviertes Hochmoor, 120 ha Grünland und nur 30 ha Ackerland. Es wurden 35 Kolonate angelegt. Das verbliebene Rest-Gut von 25,9 ha pachtete der Landwirt Georg Oltmanns aus Westerscheps 1933 vom Siedlungsamt. Er hatte schon 1931 das Gut mit 30 ha Land gepachtet und wohne bereits auf dem Gutshof.
Mit großem Fleiß machten sich die Siedler an die Arbeit. Vor allem ging man daran, die unkultivierten Flächen in Kultur zu bringen. Manche Rückschläge waren zu verkraften: Der 2. Weltkrieg, die schweren Nachkriegsjahre, schlechte Ernten durch Witterungseinflüsse und Schädlingsbefall.
Die ungeheure Leistung der Siedlerfamilien zeigt sich z.B. darin, dass es schon nach 20 Jahren kaum noch unkultiviertes Land gab. Die Ackerlandfläche wuchs von den anfänglichen 30,45 ha bis 1975 auf 198,15 ha.
Seit dem 2. Weltkrieg sind aber in Karlshof erhebliche Veränderungen erfolgt. Manche Siedler haben aufgegeben, ihr Anwesen verkauft, die Ländereien verpachtet oder andere Arbeit gefunden. Andere konnten ihre Flächen wesentlich vergrößern, so wie es heute erforderlich ist.
Anfang der 40er Jahre wurde der Straßenkörper für die Karlshofer Straße mit Hilfe von französischen Kriegsgefangenen von der Firma Koch von der Hofstelle zu Jeddeloh in Howiek bis an die Kanalstraße gebaut. Die Kriegsgefangenen waren bei Oltmanns auf dem Gut Karlshof untergebracht. Der erste Abschnitt – bis Heinrich Bruns – wurde 1944 von dem Rasteder Steinsetzermeister Stölting mit Klinkern gepflastert. Die Klinker wurden von der Ziegelei Uhlhorn aus Grabstede geliefert. Für diese Ziegelei wurde von der Verladerampe in Ocholt Torf geholt. Auf der Rücktour wurden aus Grabstede die Klinker mitgebracht, die dann vor Ort von Hand abgeladen werden mussten.
Durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener wuchs nach dem Krieg die Einwohnerzahl von Karlshof, so dass 1949/50 eine zweiklassige Schule errichtet wurde. Diese Schule war das erste öffentliche Gebäude, das die Gemeinde nach dem Krieg errichtete. Wegen sinkender Einwohner- und Schülerzahlen wurde die Volksschule Karlshof zu Ostern 1966 geschlossen.
Am 16. Juli 1983 fand die 50-Jahr-Feier der Siedlung Karlshof statt.
Zusammengestellt und verfasst von Marta Rosendahl, Ocholt
Am 30. August 2008 wurde auf dem Hof von Heino Helms der 75jährige Geburtstag der Siedlung Karlshof mit einem großen Fest gefeiert.